Stell dich einen Tag in der Woche in einen großen Reitstall in die Nähe der Anbindeplätze und höre einfach mal zu, wie mit den Pferden gesprochen wird.
Ich komme täglich in verschiedene Reitställe und darf leider immer wieder hören, wie viel mit den Pfeden geschimpft wird. Ganz egal warum. Ob sie nach einer Fliege schlagen, den Huf nicht absetzen, oder sich in die falsche Richtung drehen. Natürlich ist es manchmal lästig, doch wirklich nicht immer ein Grund zu schimpfen. Vom Putzplatz dann fertig gezäumt und gesattelt geht es in die Reithalle, den Sandplatz oder die Longierhalle und es wird begonnen zu trainiern.
Nicht immer läuft es dann ruhig und harmonisch ab, je nach dem wie Pferd und Reiter gelaunt sind und miteinander arbeiten können und wollen. Es sind aber auch neue Lektionen, oder Wiederholungen von Übungen, die dem Pferd- und Reiterpaar schwer fallen, oder es zu Missverständnissen kommt. Jeder Reiter kennt solche Situationen. Es wird anfangs etwas stärker getrieben, die Gerte als Hilfe genommen oder eben auch mal laut gemeckert. Es wird diskutiert und verhandelt bis schließlich einer von beiden macht, was der andere will. Und an dieser Stelle fehlt das Lob!
„Gehorsam und Arbeitsbereitschaft sind nicht selbstverständlich“
Macht also das Pferd schließlich wieder, was von ihm gefordert wurde, bleibt das Lob danach leider oft aus. Doch es wäre für die Pferde so wichtig zu erfahren, dass sie wieder alles richtig gemacht haben und Reiterin oder Reiter wieder stolz auf ihre süßen Fellnasen sind!
Es ist so wichtig klar zu signalisieren, wann ein Pferd etwas richtig macht. Es stärkt das Vertrauensverhältnis und die Motivation mit dem Menschen zu arbeiten. Die Kommunikation wird feiner und der Mensch steht authentisch dem Pferd gegenüber. Dafür muss man aber auch klar kommunizieren, wann etwas richtig und wann etwas flasch gemacht wird. Lob und Tadel gehören dazu, doch müssen sie richtig interpunktiert werden. Lob muss häufiger angebracht werden als Tadel, denn Pferden wollen ihren Besitzern oder Trainern gefallen. Oft verstehen sie nur lieder die Sprache der Menschen nicht. Wir sind gefordert unsere Kommunikation der Sprache der Pferde anzupassen und nicht von unseren Pferden bedingungslosen gehorstam zu verlangen, wenn wir falsch mit ihnen Kommunizieren und keine authentischen Leittiere darstellen können.
Die Charaktere der Pfede sind unterschiedlich. Der Eine reagiert mehr auf die Stimme und möchte nicht übermäßig gestreichelt werden, und bei einem Anderen ist es genau umgekehrt. Doch kein Pferd braucht ein Leckerli als Bestätigung. Dies kann man als Hilfsmittel für Zirkuslektionen verwenden, doch für den Grundgehorsam sind keine instrumentalisierten Futtermittel notwendig. Hier ist die Arbeit an der Rangordnung und am Vertrauen notwendig. Denn ranghoch ist nur, wer Sicherheit geben und Anleiten kann!